2024

Bodecker & Neander: "Best of Pantomime"

 

Donnerstag, den 3. Oktober

 

 

Das war mal wieder ein wunderbarer Abend, an dem man staunen und bewundern konnte und aus vollem Herzen lachen!

 

Der Saal im Hotel Hohe Wacht war voll besetzt mit erwartungsvollen Menschen jeden Alters, von der Vierjährigen bis zur Greisin. Und ich glaube, alle Erwartungen wurden überreichlich erfüllt. Den beiden Pantomimen gelang es scheinbar spielerisch leicht, uns in die verschiedensten Szenarien zu entführen, ohne dass dabei ein Wort gesprochen wurde! Mit fantastischer Mimik und großer körperlicher Beweglichkeit schlüpften die beiden - Bodecker und Neander - in die verschiedensten Rollen. Musik und Geräusche vom Band unterstützten allerdings die Illusion sehr kräftig: Da wanderten 2 Menschen in Sturm und Regen und flüchteten vor dem Gewitter unter einen Schirm, da bemühten sich ein Akkordeon- und ein Kontrabassspieler um Zusammenspiel – natürlich ohne Instrumente, aber man sah diese trotzdem, die Illusion war perfekt; ebenso bei den Kartenspielern – an Mimik und Haltung war deutlich zu erkennen, wer den Gewinn einstreichen konnte, wer dem anderen besser „in die Karten luschern“ konnte.

 

Besonders grandios – wenn man überhaupt einzelne Szenen besonders bewerten möchte – spielte der Weltraumpilot seine Rolle; faszinierend verstand er, die Schwerelosigkeit im Raum durch seine verlangsamten Bewegungen zum Ausdruck zu bringen; witzig dann der Auftritt des Marsmännchens, das eher einem Teufelchen glich und sich auch so verhielt. Eine starke Geräuschkulisse unterstrich auch diese Szene. Wir waren mit dem „Raumfahrer“ erleichtert, als er aus seinem (Alb)Traum aufwachte.

 

Jede Nummer – sie wurde stets mit einem beschrifteten kleinen Fähnchen angekündigt – hatte ihren Reiz, ihre Stärke. Bei der Retro von Hollywood-Filmen begeisterte eigentlich alles, mich aber ganz besonders ein kleines Ballett: Ein Charlie Chaplin ließ auf der kleinen Bühne, die gelegentlich vor dem schwarz-samtenen Hintergrund aufgebaut wurde, nur 2 Brötchen, auf Gabeln aufgespießt, Ballett tanzen; trotzdem sah man die Beine, die Röcke fliegen - unbeschreiblich komisch, einfach hinreißend.

 

Dann: Am Bahnhof Berlin-Alexanderplatz ließ sich ein cooler Jugendlicher dazu bewegen, einer alten Frau den Koffer auf den richtigen Bahnsteig zu tragen. Wie beide die Rolltreppen hinunter und hinauf fuhren oder auch im Fahrstuhl verschwanden und wieder auftauchten – alles hinter dieser Kleinbühne, die eigentlich nur ein hüfthohes Brett war – das war so herrlich – Alt und Jung lachte und applaudierte begeistert.

 

Die Versuchung, Der Tenor, Das Rendezvous, Der Maskenmacher – jede Nummer hatte ihren eigenen Reiz und starken Ausdruck. Beim Maskenmacher – auch einer Solonummer – faszinierte der plötzliche Ausdruckswechsel auf dem Gesicht des Pantomimen, von heiter zu traurig, zurück heiter – dann wütend, zurück heiter - dann lautes Lachen, ja und dann bekam er die Maske nicht mehr vom Gesicht. Diese Verzweiflung! Die Anstrengungen, sich von der lachenden Maske zu befreien! Das kostete ihn schließlich sogar das Leben, wenn ich das richtig verstanden habe. Man sieht: Nicht alle Szenen waren „Lachnummern“.

 

Wie beschwingend ist so ein Abend! Danke, kleiner Kulturkreis! Mögest Du noch lange einen aktiven Vorstand haben, der uns „Kultur-Konsumenten“ solche Genüsse bereitet.

 

Text:  Helga Sielmann                                                                                      Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

 

Lübeck - Stadtführung der besonderen Art

 

Dienstag, den 17. September

 

Nach einem Jahr Pause gab es wieder eine interessante, kurzweilige und lehrreiche Stadtführung mit Bernd Thurau, die Jutta Neumann-Schwarz organisiert hatte.

 

2022 erkundeten wir die nördliche Altstadt, diesmal starteten wir vom Holstentor aus, wandten uns Richtung Süden entlang der Trave. In einem großen Bogen umrundeten wir die historische Innenstadt, bis wir wieder im Norden beim Heiligen Geist Hospital ankamen: Endpunkt und ein weiterer Höhepunkt der Führung.

 

Bernd Thurau teilte sein immenses Wissen um Geschichte und Geschichten – nicht nur über Lübeck – mit viel Witz und Leichtigkeit. Die Ansicht reicher Kaufmannshäuser würzte er mit überlieferten Bräuchen und kleinen Indiskretionen, wie z.B. den unehelichen „Kegeln“ die wegen zu hoher „Lendenpein“ der Herrschaften wohl zu jeder Sippschaft dazugehörten. Und damit es bei Tische nicht zu steif herging, bekleckerte die Hausfrau das weiße Tischtuch vorher gerne mit der Soße.

 

Schmale Gänge führten uns in Höfe mit kleinen Häuschen, heute hübsch renoviert mit winzigen, blumenreichen Vorgärten. Ihr Ursprung ist die nicht ganz uneigennützige Fürsorge reicher Kaufleute gegenüber armen Witwen. Für Wohnen und grundlegende Bedürfnisse mussten sie dafür täglich mehrmals für das Seelenheil der Stifter beten.

 

Nicht nur die Architektur, wie sie heute in Lübeck erhalten ist, erinnert an längst vergangene Zeiten. Wir benutzen auch zahlreiche Redewendungen, deren Ursprung im Mittelalter liegt. Ein Wort- und Bedeutungsschatz, den wir kenntnisreich vermittelt bekamen.

 

Wieder einmal sage ich Bern Thurau ganz herzlich danke dafür, dass er mit uns so eine mitreißende Zeitreise unternommen hat.

 

Text: Dr. Vera Schmiedel                                                                                      Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

 

Trio Solovey:  "Tokio, Venedig Buenos Aires - eine musikalische Reise um die Erde"

 

Sonntag, den 1. September 2024, in der Schlosskapelle Gut Panker

 

Die Kirche in Panker ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Es lockt ein Konzert besonderer Art. Drei junge Damen werden in der ersten Hälfte Musik des Barock präsentieren, nach der Pause Musik der Romantik und der Moderne. Manche Namen der Komponisten sind dem Publikum wohl bekannt, wie Domenico Scarlatti und Antonio Vivaldi, vielleicht noch Biagio Marini, und in der zweiten Konzerthälfte Manuel de Falla und auch Francisco Tárrega. Alle weiteren dürften nur Spezialisten geläufig sein.


Das Überraschende an diesem Abend waren die Instrumente, die eine weitere Beschreibung verdienen. Aber zunächst müssen die Musikerinnen vorgestellt werden. Zwei der jungen Frauen, Ekaterina und Liza Solovey, stammen aus Russland, wurden dort ausgebildet und schlossen beide ihr Masterstudium in Deutschland bei namhaften Lehrern ab. Ihr Name ist zugleich Titel ihres Ensembles: Trio Solovey. Zu diesem Trio gehört die aus dem Iran stammende Negin Habibi, die ebenfalls wie ihre beiden Kolleginnen bereits viel Erfahrung in internationalen Auftritten und Wettbewerben gesammelt hat und längst in der Musikscene anerkannt und etabliert ist.

 

Für die Barockmusik spielte sie auf einer Barockgitarre, die sich von der modernen Schwester durch ihre Bauweise, Besaitung und Spielweise unterscheidet, wobei besonders die rechte Hand der Spielerin durch unterschiedliche Arten des Saitenanschlags gefordert ist. Das Instrument fällt auf durch seinen Korpus aus geflammtem Ahornholz und einem Schallloch, das mit einer kunstvoll verzierten dreidimensionalen weißen Pergamentrosette gefüllt ist.

 

Beim dreistimmigen Ensembelspiel setzte sich die kleine, mit ihren 6 Doppelsaiten bespannte, auch Mandore genannte Diskantlaute durch. Das schafft sie durch ihre hohe Sopranlage und den Anschlag mit dem Kiel einer Vogelfeder, ähnlich wie bei der arabischen Laute. Durch diese Spieltechnik ähnelt sie der Mandoline und befähigt sie zu rasend schnellen Tonwiederholungen und kaskadenartigen Klängen.

 

Im deulichen Gegensatz zur kleinen Laute steht die lange Theorbe, die mit ihren 14 Saiten durch ihr tiefes Register die Rolle des Basso continuo, also des harmonischen Fundaments für die übrigen Stimmen übernimmt. Sie ist inzwischen in der öffentlichen Aufführungspraxis zum Standard geworden. Auch auf diesem Instrument, wie auch auf den anderen beiden, erhielten die Zuhörer eine solistische Kostprobe der kompositorischen Herausforderung und der klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten.

 

Abschließend zu den technischen Anmerkungen zu den Instrumenten sei gesagt, dass sämtliche Instrumente von renomierten Instrumentenbauern in der zeitgemäßen historischen Bautechnik hergestellt wurden. Lediglich die Besaitung hat sich im Gegensatz zu historischen Streichinstrumenten, die ohne Darmbesaitung nicht auskommen, zeitgenössischer Herstellung zugewendet. Denn welcher meist freischaffender Zupfkünstler kann sich schon einen kurzlebigen Saitensatz aus Darm zum Beispiel für eine Theorbe von mehreren hundert Euro leisten und sich herumschlagen mit der Neigung der Darmsaiten, sich schnell zu verstimmen. Gibt es doch längst klanglich fast ebenbürtige Saiten aus Kunststoff, die viel länger halten, weniger kosten und nicht schnell verstimmen.

 

Über die einzelnen Musikstücken und der Art ihrer Darbietung ist schwerlich zu sprechen. Aber es muss gesagt werden, welche intime Konzertatmosphäre die drei Musikerinnen erzeugen konnten durch ihr Spielen und ihre erklärenden Bemerkungen zur Musik, welch Staunen über die unglaublich sichere und professionelle Spieltechnik. Vor allem war es beglückend, mit wieviel Musikalität da dynamische Bögen gespannt wurden und damit alle staunenswerte Virtuosität in einen herrlichen Musikgenuss mündete. Ein musikalisches Erlebnis!

 

Text:   Dr. Jürgen Hess                                                                                  Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

 

Szenische Lesung: "Presto, Presto, Herr Notar!"

Text: Wolfgang Griep, mit Christian Kaiser und Christian Dieterle

 

 

Freitag, den 9. August in der Alten Schmiede in Lütjenburg

 

Wieviel braucht man, um ein Publikum gut und intelligent zu unterhalten ?

Einen Autor, zwei Schauspieler, ein paar Requisiten: eine Perücke, drei Stühle, einen Tisch. Mehr jedenfalls brauchen Wolfgang Griep, Christian Kaiser und Christian Diederle nicht, um die Zuschauer mit auf ihre Reise ins Italien des 18. Jahrhunderts zu nehmen. Genauer: nach Norditalien und später nach Paris, wo Carlo Goldoni lebte und wirkte.

 

Kenntnisreich und stilistisch angemessen lässt Wolfgang Griep in seiner theatrischen Lesung das Leben des Komödiendichters und Librettisten Carlo Goldoni und seiner Zeit entstehen. Wir erhalten einen Einblick in das Italien während der europäischen Aufklärung, deren Gedankengut sich in Italien erst viel später durchsetzen wird. Das Land ist in Königreiche und Herzogtümer aufgespalten, wird damit zum Spielball der Großmächte, allen voran Bourbonen und Habsburger. Vor allem jedoch erhalten wir Einblick in das Leben des Carlo Goldoni, diesem Dichter, dem es gelang, die strengen Regeln der commedia dell’arte zu durchbrechen und einen wahren Theaterkrieg in Venedig auszulösen.

 

Goldoni wurde 1707 in Venedig geboren, wuchs in nicht mehr wohlhabenden Verhältnissen auf; am Ende einiger Irrungen und Wirrungen gelang Ihm die Akkreditierung als Notar, weniger durch fleißiges Studieren und Lernen, sondern eher durch Verbindungen und schlaues Vorgehen der Mutter.

 

Carlo Goldoni war Zeit seines Lebens ein Reisender, immer auf der Suche nach einem guten Auskommen als Komödiendichter, wenn nötig auch als Rechtsanwalt. Dabei traf er häufig voreilige Entscheidungen, ließ sich vom Schein blenden, war immer wieder hoch verschuldet. Nach diversen Stationen in Italien, darunter Perugia, Verona, Genua, Rimini, Pisa, Mailand, verließ Goldoni Italien, ging nach Paris und kehrte nie wieder zurück. Er erhielt ein Engagement an der Comédie Italienne,. Anfänglich liebten die Franzosen seine Stücke, später unterrichtete er die Töchter Ludwigs XV in Italienisch. Er starb 1793 in Paris.

 

Kaleidoskopartig erleben wir Szenen aus Goldonis Leben, mit Humor und Ironie leichtfüssig szenisch vorgetragen. Christian Kaiser, Christian Diederle und Wolfgang Griep gelingt es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Ihre Oberhemden in Grün, Weiß und Rot sind eine gelungene Reminiszenz an die italienischen Nationalfarben. Man vergisst, dass es sich um eine Lesung handelt, so gekonnt tragen die Schauspieler ihre Texte vor – variantenreich in Stimme, Tonlage, Mimik und Gestik. Sie ergänzen sich, sind aufeinander abgestimmt, tragen in perfektem Rhythmus vor. Man könnte meinen, Carlo Goldoni sitze vor uns – wir erhalten Einblick in seinen Charakter, der liebenswürdig, leichtlebig, emotional – vielleicht ein wenig naiv und schlitzohrig war.

 

Eine kurze Szene aus Goldonis Stück ,Der Schwiegervater’ bildet den Höhepunkt der Lesung. Zweimal tragen Kaiser und Diederle die Szene vor: zuerst als Posse in den Masken des Pantalone und Brighella, ganz in der Tradition der commedia dell´ arte, danach so, wie Goldoni es auf die Bühne brachte – ohne Masken, mit authentischer Gestik und Mimik und einstudiertem Text. Der Vergleich überzeugt. Es ist eine gelungene Demonstration. Das Publikum ist begeistert.

 

Es war ein rundum gelungener und inspirierender Abend.

 

Text:   Sibylle Braasch                                                                                    Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

 

Fahrt ins Nolde Museum nach Seebüll

 

Montag, den 24. Juni 2024

 

Am 24. Juni war es endlich soweit, die Fahrt nach Seebüll zum Nolde-Museum, worauf wir uns so lange gefreut haben.

Bei bestem Reisewetter ging es durch Schleswig-Holstein Richtung Nordfriesland mit den schönen Weiden und Grünflächen zum Gesamtkunstwerk Seebüll.

 

Der Rundgang mit Führung begann im Garten, den Ada und Emil Nolde mit üppigen Blumenbeeten angelegt hatten. Der Weg durch den Garten zeichnet die Initialen des Paares - A und E -. Eine wunderbare Farbenpracht. Mit dem kleinen Seebüllchen und ihrem Grabmal.

 

Dann ging es ins Nolde-Museum zu der Ausstellung mit Blumen-, Landschaftsbildern und Figurenbildern. Nirgendwo sonst erhält der Besucher einen so tiefen Einblick in das Werk Noldes. Hier befindet sich sein Nachlass mit der weltweit größten Nolde-Sammlung. Es war schon beeindruckend.

 

Nach einem leckeren Mittagessen im dazugehörigen Restaurant "Element" ging es weiter in das hyggelige Moegeltondern mit Schloss Schackendorf in einer idyllischen Parkanlage und mit Froschgesängen aus dem Schlossgraben.

In einem gemütlichen Hotelgarten konnten wir Kaffee und Kuchen verzehren. Danach ging es wieder zurück nach Lütjenburg.

 

Es war ein sehr schöner Tag, der allen gut gefallen hat. Besonderer Dank geht an Irmgard Bock, die sich um die Organisation der Reise gekümmert hat.

 

Text:  Karin Grage                                                                                       Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

 

Winkler und Wegscheider: "Buschiaden und andere Schmeicheleien"

 

Samstag, den 8. Juni

 

ein Abend mit Markus Maria Winkler und Jürgen Wegscheider,  in der Alten Schmiede zu Lütjenburg

 

Bewaffneter Friede

Ganz unverhofft, an einem Hügel,

Sind sich begegnet Fuchs und Igel.

“Halt”, rief der Fuchs, “du Bösewicht!

Kennst du des Königs Ordre nicht?

 

Ist nicht der Friede längst verkündigt,

Und weißt du nicht, dass jeder sündigt,

Der immer noch gerüstet geht?  –

Im Namen Seiner Majestät,

Geh her und übergib dein Fell!”

 

Der Igel sprach: “Nur nicht so schnell!

Lass dir erst deine Zähne brechen,

Dann wollen wir uns weitersprechen.”

 

Und alsogleich macht er sich rund,

Schließt seinen dichten Stachelbund

Und trotzt getrost der ganzen Welt,

Bewaffnet, doch als Friedensheld.

 

Dieses zeitlos passende Gedicht zitierend sprangen die beiden Schauspieler auf die Bühne. Das gab gleich einen großen Applaus vom vollbesetzten Haus.

 

Buschiaden, heißt ihr Programm, weil die beiden Interpreten auch Autoren zitieren wollen, die im Stile von Wilhelm Busch gereimt haben. So z.B. stellten sie uns „Maus und Molli eine Mädelgeschichte in 7 Streichen“ von Wilhelm Mayer vor. In Form und Inhalt wirklich ganz ähnlich dem Vorbild „Max und Moritz“. Dieser Klassiker wurde im 2. Teil der Veranstaltung sehr bildhaft rezitiert. Die beiden schauspielerten so gut, so grotesk, dass man die Zeichnungen von Wilhelm Busch vor sich zu sehen glaubte.

 

Ebenso bei dem Maikäfer-Streich mit Onkel Fritz, ausdrucksstark dargeboten. Eine Lachsalve des Publikums folgte auf die andere!

 

Text:   Helga Sielmann                                                                                     Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

 

Lene Krämer mit dem "Quartett Querbeet"

 

Freitag, den 17. Mai

 

Nicht nur der laue Sommerabend vermittelte schon von Beginn an ein warmes "Hyggegefühl" und gute Laune - nein, die vielseitig begabte Powerfrau Lene Krämer begeisterte mit ihrem dänischen Akzent, ihrem schelmischen Humor und ihrem

abwechslungsreichen Gesang das Publikum. Besonders dann, wenn sie zwischen professionellen, abwechslungsreichen Songs aus unterschiedlichen Genres wie Jazz, Soul oder Blues lustige Anekdoten von "ihre Mudda" zum Besten gab.

 

Doch Lene Krämer kam nicht allein in das Gemeindehaus Lütjenburg. Sie wurde begleitet von dem Bassisten und Gitarristen Joachim Roth und dem Pianisten Axel Riemann mit seiner Frau Kathleen (Gesang). Nicht nur die Frauen ergänzten sich perfekt durch unterschiedliche, aber sehr harmonische Stimmlagen. Nein, auch das Paar warf sich gesanglich srewball-artig wie in "Szenen einer Ehe" liebenswerte Spitzen zu.

 

Als Solistin begeisterte Kathleen mit ihrer glockenhellen Stimme. Besonders berührt hat der Song "Home", in dem sie die Sehnsucht nach Geborgenheit und Ankommen besang. Nicht zu vergessen die perfekten Darbietungen des Bassisten , der in verschiedenen Jazzformationen unterwegs ist und beim Landeswettbewerb "Schleswig-Holstein jazzt" zweimal den ersten Preis erhielt.

 

Insgesamt erfreute diese gelungene Veranstaltung die Besucher durch musikalisches Können, Vielseitigkeit in den dargebotenen Stücken und erfrischende Lebensfreude. Dass das "Quartett Querbeet" zusätzlich schauspielerisches Talent besitzt, stellten die vier Musiker besonders bei kleinen technischen Pannen unter Beweis. Auch darüber wurde

herzhaft gelacht.

 

Text:  Jutta Schwarz                                                                                  Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

Prof. Dr. Rainer Moritz liest aus "Das Buch zum Buch" und "Vielleicht die letzte Liebe"

 

Samstag, den 6. April

 

 

„Wann, lieber Herr Dr. Moritz, finden Sie noch die Zeit zum Schreiben eigener Bücher?“ Diese Frage wird dem Autor, Übersetzer, Podcaster, Lektor und vielbeschäftigtem Chef des Hamburger Literaturhauses oft gestellt und seine Antwort lautet stets: „Wenn man etwas wirklich will und es von Herzen tut, dann findet man auch die Zeit dafür!“

 

Und er hat auch die Zeit gefunden, nach Lütjenburg in die „Alte Schmiede“ zu kommen , um uns aus seinen Werken vorzulesen. Trotz eines verführerisch schönen Spätnachmittags finden sich gut gestimmte Gäste ein, die heute den Garten Garten sein lassen , um sich an Literatur zu erfreuen. Wie schön, dass eine Verbindung von beidem auf der Bühne zu erleben ist: ein bestens gelaunter Schriftsteller und ein wunderschöner Strauß aus Rosi Hamanns Garten.

 

Rainer Moritz liest aus dem “Buch zum Buch” und aus “Unbekannte Seiten”, das Kurioses aus der Welt der Literatur versammelt. Amüsant und mit einer klitzekleinen Freude an klitzekleinen Boshaftigkeiten findet der Autor sofort den Draht zur Zuhörerschaft. Wie schön ist es, gemeinsam zu lachen! Nebenbei erfahren wir von weiteren Moritz’schen Leidenschaften: dem Fußball und der Schlagerwelt. Wer hätte das gedacht!?

 

Nach einer Pause mit angeregter Plauderei, mit einem Glas Wein im Innenhof oder am Büchertisch von Franziska von Ohlen, wird es beim zweiten Teil des Leseabends ernsthafter. Rainer Moritz jüngster Roman „Vielleicht die letzte Liebe“ handelt von ebendieser und dem Weg in das Alter. Ähnlich wie Baumgartner im gleichnamigen letzten Roman Paul Austers steht der Protagonist Bertrand Vautrot nach dem Tod seiner Frau und mit Blick auf das Altern mitten in einem Wendepunkt seines Lebens. Der Schauplatz ist Paris und sein berühmter Friedhof. Kenntnisreich geleitet Rainer Moritz uns durch den riesigen geschichtsträchtigen Père Lachaise. Er lässt uns an Bertrands Gedanken und Begegnungen teilhaben und an seiner ungewöhnlichen Entscheidung. Natürlich bleibt das Ende des Romans zum Ende der Lesung offen und vielleicht erfährt man es am Ende des Tages aus dem gerne gekauften Buch mit Widmung des Autors.

 

Danke, lieber Rainer Moritz, für das Lachen und für die Nachdenklichkeit!

 

Text:  Dr. Vera Schmiedel                                                                                    Fotos: (c) Jürgen Peters (zum Vergrößern anklicken)

 

 

Silke Aichhorn: "Frohlocken leicht gemacht!?"

 

Sonntag, den 17. März

 

„Frohlocken leichtgemacht“, so nennt Silke Aichhorn ihr aktuelles Solo-Programm. Und womit frohlocken die Engel im Himmel? Na klar: Mit Gesang und Harfenklang!

 

Wie ein Engel kam die Harfenistin Silke Aichhorn allerdings nicht daher: In Schwarz-Rot gekleidet, groß, dunkelhaarig mit verschmitztem Lächeln trat sie neben ihre riesige Konzertharfe und meinte gleich: „Blockflöte transportiert sich leichter“ würde ihr oft mitleidig gesagt. „Aber Blockflöte ist nun mal nicht mein Instrument!“

 

Ihr Instrument ist eben die große Harfe. Und diese beherrscht sie ganz wunderbar, im Klang, im Rhythmus, mit ihrer Fingerfertigkeit, ihrer gesamten Musikalität.

 

7 Pedale hat dies Konzertinstrument mit je 3 Einstellungen, damit die Musikerin je nach Tonart einzelne Saiten um einen Halbton verstellen kann. Sie arbeitet also wie ein Schlagzeuger mit Händen und Füßen, muss dann noch ihr Notenpult im Blick behalten und auch da umblättern. Multitasking gibt es also doch! Und weil – angeblich – Frauen dies besser beherrschen, spielen auch meist Frauen die Harfe. So sagte sie.

Ein Soloprogramm mit diesem Instrument zu gestalten ist nicht so leicht, denn es gibt kaum Literatur dafür. Im Orchester spielt es meist nur wenige Töne, wenige kurze Sequenzen – es folgen stets lange Pausen bis zum nächsten Einsatz. Für Frau Aichhorn ist das nicht so spannend. Daher sucht und findet sie Orchesterstücke, die andere Harfenisten für Solo-Harfe adaptiert haben.

 

Im ersten Teil des Konzerts erfreute sie uns dann auch gleich mit solcher Adaption von der „Moldau“ von Bedrich Smetana. Für die Darbietung einer „Wassermusik“ eignet sich die Harfe meiner Meinung nach besonders gut: Sie kann das leichte Plätschern, Quellen, das Rauschen von Strudeln und Wasserfällen wunderbar erklingen lassen.

 

Natürlich passt ihr Klang auch hervorragend zu Volksmusik. Wir hörten 2 Stücke, eins aus Österreich und eine Miniatur über ein ukrainisches Volkslied. Letzteres spielt Frau Aichhorn seit 2022 in jedem Konzert. Sie möchte, dass der Krieg dort und das Leid der Menschen nicht in Vergessenheit gerät.

 

Auch jazzig kann dies Instrument klingen. In einem Stück von Tom Maxwell konnte die vielseitige Musikerin das gut beweisen.

 

Ein sehr modernes Musikstück war auch dabei: Ein junger norwegischer Harfenist hat es komponiert zum Gesang einer Amsel. Der wurde elektronisch über einen Lautsprecher dazu geschaltet. Ganz reizvoll. Aber den Bezug zum „black bird“-Gesang habe ich nicht entdeckt.

 

Zwischen den einzelnen Stücken las Frau Aichhorn aus ihren beiden Büchern vor. Ja, sie ist auch Autorin und kann sehr unterhaltsam schreiben. Es geht um wahre Erlebnisse, die sie vor, bei oder nach Auftritten hatte und denen eins gemeinsam ist: Sie sind urkomisch. So gab es außer der schönen Musik auch noch viel zu lachen.

 

In der Pause ruhte sich die Künstlerin nicht etwa aus, nein, sie erklärte geduldig alles, was die große Zuhörerschar über ihr prächtiges Instrument wissen wollte. Außerdem konnte man an einem Nebentisch CDs und die beiden Bücher erwerben. Auch dieses Angebot fand großes Interesse. Ich habe die CD mit Stücken von Mozart für Konzertflöte und Harfe gekauft und mir am gleichen Abend noch sehr begeistert angehört.

 

Eine runde Sache war das insgesamt. Dem kleinen Kulturkreis sei Dank für sein Engagement, wodurch wir zu solchen besonderen Genüssen kommen.

 

Text:  Helga Sielmann                                                                                     Fotos:  (c) Jürgen Peters   (zum Vergrößern anklicken)